Ist Palmöl ungesund? Daran scheiden sich die Geister. Von “ganz ok” bis “katastrophal” reicht das Urteil. Wir bringen etwas Licht ins Dunkel und zeigen auf, was es mit dem wichtigsten Speiseöl der Industrie tatsächlich auf sich hat.
Palmöl steht im Verruf schädlich zu sein. Für unsere Gesundheit, die Umwelt, das Klima und soziale Bedingungen in den Produktionsländern. Dennoch handelt es sich dabei um das wichtigste Speiseöl der Welt. Es beansprucht stolze 30% Marktanteil. Und ist in der Hälfte aller Lebensmittel enthalten.
Inhaltsverzeichnis
Was macht Palmöl so besonders?
Kann etwas, was die Industrie so sehr schätzt, wirklich “schlecht” sein?
Was ist eigentlich Palmöl?
Das Öl wird aus den Früchten der Ölpalme gewonnen. Pro Pflanze können bis zu 6000 Früchte wachsen. Eine Ernte ist bis zu 15 mal jährlich möglich. Der Ertrag je Hektar ist fast 10 mal höher als bei Sojapflanzen. In einem speziellen Verfahren wird das gewonnene Öl zu raffiniertem Palmöl verarbeitet und dann für Lebensmittel verwendet.
Das ursprüngliche Öl schmeckt aromatisch und leicht süß. Nach der Verarbeitung fehlt nicht nur die charakteristische orangerote Farbe. Es ist auch nahezu geschmacklos. Bei Zimmertemperatur hat es eine leicht cremige Konsistenz. Dadurch ist es vielseitig einsetzbar.
Wo wird das Öl angebaut?
Ursprünglich kommt Palmöl aus Afrika. Heute wird es überwiegend in Indonesien und Malaysia angebaut. Die Anbauflächen haben sich in den letzten Jahren vervielfacht. So werden heute knapp 60 Millionen Tonnen Palmöl produziert. Tendenz steigend!
Warum ist Palmöl so beliebt?
Der Anbau von Ölpalmen ist billig und einfach. Die Pflanzen sind genügsam und ertragreich. Das Produkt ist hitzestabil und lange haltbar. Dadurch wird sie zum absoluten Liebling der Industrie.
Wofür wird Palmöl verwendet?
Palmöl ist ein bisschen wie Plastik – überall. Auch ganz gewiss dort, wo ihr es nicht vermutet.
Palmöl in Nahrungsmitteln
Tatsächlich enthalten die Hälfte aller zubereiteten Nahrungsmittel Palmöl. Wer diese Lebensmittel daheim bunkert, sollte den Blick mal auf die Zutatenliste richten :) Hier kommt fast immer Palmöl vor:
- Margarine
- Brotaufstrich
- Wurstwaren
- Tiefkühlpizza
- Tütensuppen
- Müsli
- Knabbergebäck
- Kekse
- Schokolade
- Nuss-Nugat-Creme
- Vegane Ersatzprodukte
Die Gründe für den Einsatz von Palmöl sind vielfältig. Einerseits ist die Konsistenz unschlagbar. Sie verleiht Schokolade und Nuss-Nugat-Cremes die richtige Festigkeit. Genauso steht es um Margarine und Aufstriche. Da es fast geschmacklos ist, wird es in verschiedensten Bereichen genutzt.
Auch wird Palmöl verwendet, um Gärprozesse von Backwaren zu vermindern. Das steigert die Haltbarkeit von Keksen und Knabbergebäck. Bei Tütensuppen sorgt es dafür, dass das Pulver nicht im Tüteninneren festklebt.
Palmöl – vielfach beliebt in der Kosmetikindustrie
Doch nicht nur namhafte Lebensmittelhersteller nutzen gern das günstige Öl. Fast ein Viertel der Palmöl Produktion wird für die Kosmetik benötigt. Besonders häufig findet ihr den Rohstoff in diesen Produkten:
- Seife
- Lotion
- Creme
- Shampoo
- Duschgel
- Mascara
- Eyeliner
- Lippenstift
Auch hier gibt es verschiedene Bereiche zur Anwendung. Produkte mit Palmöl wirken rückfettend und mindern Zellschäden. Außerdem soll das enthaltene Coenzym Q10 die Haut straff und jung halten. Sie sind also sehr beliebt und entsprechend auch stark nachgefragt.
Wo wir Palmöl noch finden können
Auch wenn das meiste Palmöl in Lebensmitteln oder Kometik verwendet wird. Es gibt noch weitere Einsatzgebiete. Zum Beispiel spielt es bei Wasch- und Reinigungsmitteln eine große Rolle. Auch ist es in Futtermittel für Tiere, Bio-Kraftstoff, Kerzen und Medikamenten zu finden.
Ist der Verzehr von Palmöl ungesund, unmoralisch und unökologisch?
Eigentlich ist ja bereits jetzt schon klar – um palmölhaltige Produkte kommt keiner herum. Doch, ist das eigentlich so schlimm? Immerhin handelt es sich ja um ein pflanzliches Öl.
Ist Palmöl ungesund?
Die Frage ob Palmöl ungesund ist, stellt sich natürlich vor allem bei Lebensmitteln. Und wer ließt, wozu Palmöl führen kann, lässt wahrscheinlich augenblicklich den Löffel Peanut Butter aus dem Mund fallen. Denn ja, diese Liste ist nicht ohne. Eigentlich ist nichts dabei, was man gern hätte.
Doch direkt vorab: es hängt immer von den Mengen ab, die du reinschaufelst. Wer sich größtenteils gesund und ausgewogen ernährt, bringt sich nicht mit einem Löffel Schokoaufstrich ins Grab.
Wie schlimm ist es wirklich?
Ist Palmöl ungesund? Jain! Palmöl besteht zu 52% aus gesättigten Fettsäuren. Wer viel davon mit der Ernährung aufnimmt, verschlechtert seine Blutfettwerte. Das wiederum führt zu Verkalkung der Arterien. Die schlimmsten Auswirkungen sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Infarkte. Auch Diabetes und erhöhte Cholesterinwerte sind die Folge.
Außerdem solltet ihr dabei beachten, dass das Öl nicht bei über 200 Grad erhitzt wurde. Das ist natürlich immer schwer nachvollziehbar, wenn euch das Produkt so unschuldig aus dem Regal anglotzt. Das Erhitzen sorgt dafür, dass die Bitterstoffe aus dem Öl entfernt werden. Allerdings entstehen in diesem Schritt krebserregende Stoffe.
Tatsächlich ist Palmöl ungesund bzw. besonders schädlich für die schlanke Linie. 100 Gramm enthalten unglaubliche 900 Kalorien! Das führt im schlimmsten Fall zu Übergewicht, Trägheit und Fettleibigkeit! Wer sich eine Bikinifigur wünscht, sollte also recht wenig Palmöl zu sich nehmen.
Ist Palmöl ungesund für unsere Umwelt?
Da die Nachfrage an Palmöl stetig steigt, werden immer mehr Plantagen benötigt. Platz machen dafür muss der Regenwald. Dieser wird in Brandrodungen dem Erdboden gleich gemacht. Zeitgleich wird der Lebensraum vieler Insekten, Kriechtiere und andere Arten zerstört. Sogar der Orang-Utan ist deshalb vom Aussterben bedroht.
Doch nicht nur die Tiere leiden sehr darunter. Durch das Abrennen des Waldes werden Treibhausgase freigesetzt, was sich negativ auf unser Klima auswirkt. Auf den Palmöl Plantagen wird über 90% mit Pestiziden gearbeitet. Diese vernichten die letzten Nährstoffe in den Boden. Und es würde einige Jahrzehnte dauern bis gesunder Wald nachwachen kann.
Durch den Ausbau der Plantagen, verlieren viele Völker ihre Heimat. Auch wird Land enteignet, um noch mehr Flächen nutzen zu können. Die Arbeitsbedingungen auf den Plantagen sind schlecht. Kinderarbeit und katastrophale Entlohnungen sind an “normal.”
Geht es auch ohne Palmöl?
Jetzt stehen euch die Haare zu Berge? Ihr wollt etwas ändern? Und wenn es “nur” für glückliche Affen ist? Sehr gut!
Ohne Palmöl ernähren
Achtet auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung. Am Besten verzichtet ihr so gut es geht auf Fertigprodukte. Gemäß der deutschen Gesellschaft für Ernährung sind 7-10% palmölhaltige Lebensmittel für eure Gesundheit akzeptabel.
Achtet einfach beim Kauf auf die Zutatenliste. Palmöl versteckt sich hinter diesen Bezeichnungen:
- Palmitate
- Palmitic Acid
- Hydrogenated Palm Glycerides
- Palmate
- Sodium Palm Kernelate
Wem der Umweltschutz wichtig ist, kann auch auf das Siegel für biologische und faire Erzeugung achten. Allerdings gibt es hier noch keine einheitlichen und kontrollierten Richtlinien. Wer ganz sicher sein will, kann sich bei Umweltorganisationen über die Herkunft des Palmöls informieren.
Gibt es Palmöl Alternativen für das Badezimmer?
Gewiss! Wir haben bereits eine Vielzahl von Produkten selbst hergestellt. Dabei sind wir auch ganz ohne Palmöl ausgekommen. Wie das geht? Erfahrt ihr hier: Seifen selber machen: Schritt für Schritt Hautpflege selbst herstellen.
Statt Lotion und Cremes könnt ihr übrigens auch genauso gut Kokosöl* verwendet. Das ist dabei auch noch sehr reichhaltig und pflegt die Haut auf natürliche Weise. Auch könnt ihr die Haare mit Lavaerde* statt herkömmlichen Shampoo waschen. Hier könnt ihr euch von meinen Erfahrungen überzeugen: Haare waschen mit Lavaerde – das Wundermittel im Selbsttest.
Doch es gibt eine Ausnahme!
Natives Palmöl ist unbehandeltes Palmöl. Das hat wahrscheinlich immer noch einen ziemlich schlechten ökologischen Fußabdruck. Dafür ist es relativ gesund. So enthält es 15 mal mehr Carotin als Karotten.
In der rohen Version ist es sogar gut für Haut, Haare, Muskeln, Haut und unser Zahnfleisch. Es enthält viel Vitamin A, E und Vitamin K. Es schützt unsere Körperzellen vor freien Radikalen. Und damit auch vor Erkrankungen wie Krebs.
Das unraffinierte, kaltgepresste Palmöl kauft ihr am Besten in Bio Qualität. Dann eignet es sich sogar zum Braten, für asiatische Gerichte oder vegetarische Speisen. Es verleiht den Speisen eine appetitliche Farbe. Und sorgt für einen zusätzlich exotischen Geschmack.
Unser Fazit:
Ob Palmöl ungesund ist, kann niemand pauschal sagen. Wer zu häufig zu Fertigprodukten greift und damit viel Palmöl zu sich nimmt, schädigt langfristig seiner Gesundheit. Allerdings ist eine frische und ausgewogene Ernährung eh das unangefochtene Nonplusultra für eure Gesundheit.
Wem unser schöner Planet am Herzen liegt, sollte auf die Verwendung oder den Konsum von Palmöl so gut es geht verzichten. Denn vor allem unser Klima, unsere Umwelt und die Tiere leiden unter dem Raubbau. Außerdem gibt es tolle Alternativen für die Beauty Routine, die ihr unbedingt austesten solltet.
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