Freie Menstruation – ein Freiheitsschlag für die Frauen oder ein unnötiger Hype?

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Man hört und sieht es zurzeit überall – freie Menstruation. Doch was ist das genau und wie soll das denn funktionieren? Ich wage den Selbsttest.

Ganz ohne Binden, Tampons, Menstasse oder ähnlichem durch die Periode?

Als ich von dieser Methode zum ersten Mal gehört hatte, traute ich meinen Ohren kaum.

Das kann doch gar nicht gehen! Oder, doch?

Aber ich habe mich informiert und es versucht zu testen – lies hier meine Erfahrungen mit der freien Menstruation.

Warum es die freie Menstruation schon lange gibt

So traurig es klingen mag, aber Frauen galten bis zur Zeit der Aufklärung im 17. und 18. Jahrhundert als unrein und schmutzig, weil sie eine Monatsblutung hatten.

Was wirklich in einem Frauenkörper geschah, war ein riesengroßes Rätsel. So durften Frauen im Mittelalter nicht einmal Unterwäsche tragen – also wohin mit dem ganzen Blut?

Viele Völker und in fast allen Kulturen existierten verschiedene Hilfsmittel und spezielle Bekleidung, um das Monatsblut aufzusaugen. Dort, wo Frauen keine Unterwäsche tragen konnten oder durften, ließen sie das Blut einfach auf die Erde laufen (oder wo sonst auch immer sie gerade waren) – also hier haben wir die Urform der freien Menstruation.

Sonst behalfen sich Frauen damals mit Grasbüscheln, Stofffetzen oder ähnlichem. Klingt nicht nur ungewöhnlich, ist es auch – meist half dies nicht wirklich.

Dann, Ende des 18. Jahrhunderts, kamen die ersten industriellen Produkte zur Monatshygiene. Endlich konnten Frauen aufatmen – es gab Damenbinden aus Holzwolle und den wunderschönen „Dianagürtel“:

freie menstruation
Dianagürtel von http://www.wikiwand.com/de/Monatshygiene

Die ersten Periodenprodukte am Markt

In den darauf folgenden Jahren entwickelten sich Binden immer weiter. 1983 kam die allseits bekannte Binde der Marke „Always“ auf den Markt. Parallel wurde Mitte des 20. Jahrhunderts der erste Tampon  produziert und 1950 kam schließlich der überall bekannte Tampon von O.B. in die Läden (was übrigens „Ohne Binde“ bedeutet).

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Es kamen unzählige Varianten von Binden und Tampons auf den Markt, darunter auch Mehrwegprodukte – es gibt auch auswaschbare Tampons.

Weiters kamen noch Menstruationsschwämmchen*, Menstruationstassen und Softcups auf den Markt – vor allem Menstruationstassen sind heute sehr im Trend.

Aber nun genug Geschichtliches – jetzt geht es ans Eingemachte!

Wie funktioniert die freie Menstruation heute?

Einfach ausgedrückt – ohne irgendwelche Hilfsmittel. Es werden weder Tampons oder Bindern noch Menstruationstassen verwendet.

Zunächst hört sich das extrem verwunderlich an – niemand von uns möchte blutend und mit sichtbaren Flecken herumlaufen.

Aber entgegen all den Vorurteilen und ersten Ekel-Gedanken verläuft die freie Menstruation viel hygienischer und sauberer als man denkt.

Denn die Menstruation ist etwas Natürliches – der Körper reinigt sich von totem Gewebe, also dem nicht befruchteten Ei. Das ist schließlich das, war wir als Monatsblutung wahrnehmen.

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Tampons und Slipeinlagen – die am häufigsten benutzten Hygieneartikel

Wenn wir Tampons verwenden, sammelt sich darin nicht nur Blut und Gewebe, sondern auch eine Menge an Bakterien.

Bei Binden ist das ganz ähnlich – ganz zu schweigen von dem unangenehmen Geruchsmix aus älterem Blut, Schweiß und anderen Sekreten.

Wenn wir nun lernen, unsere Ausscheidung zu kontrollieren, verläuft die Menstruation viel sauberer und wohlriechender. Und das wollen wir schließlich alle.

Das sind die Vorteile der freien Menstruation

  • keine übelriechenden Artikel wie Binden oder Tampons
  • Du musst dir keine Gedankten über die Entsorgung des gebrauchten Artikels machen
  • keine Ausgaben mehr für Monatshygiene
  • Regelschmerzen könnten gelindert werden
  • es ist hygienischer und gesünder, da keine Bleichmittel oder andere bedenkliche Stoffe in die Vagina eingeführt werden müssen
  • du kannst nie wieder deine Tampons oder Binden vergessen
  • kein panisches Herumgekrame mehr in der Handtasche auf der Suche nach dem letzten Tampon
  • keine peinlichen Situationen mehr, wenn dir vor deinem Chef die Binde aus der Tasche fällt oder sich dein Tampon-Vorrat auf dem gesamten Boden verteilt
  • du lernst deinen Körper wieder besser kennen und auf ihn zu hören

Also, bei so vielen Vorteilen – worauf wartest du noch?

Anleitung für die freie Menstruation

Jetzt das Wichtigste: Wie soll das konkret funktionieren? Am besten fängst du mit deinem Versuch an, wenn du ein oder mehrere freie Tage hast und nichts Wichtiges wie ein Vorstellungsgespräch oder einen Vortrag vor 500 Zuhörern hast.

Zur Sicherheit kannst du auch eine dünne Slipeinlage verwenden zum Probieren, bis du die Methode verinnerlicht hast und du dich sicher fühlst.

Dann gehts los – am ersten Tag deiner Periode blutest du wahrscheinlich auch noch nicht so stark. Dann gehst du ganz normal deinen Alltag nach und machst alles wie sonst auch. Am Anfang wirst du sicher noch öfter aufs Klo gehen als gewöhnlich, um alles zu kontrollieren.

Beim Toilettengang bemerkst du dann sicherlich, dass wenn du deinen Beckenboden an- und entspannst, mehr Blut kommt. Lass es einfach fließen und säubere dich normal nach dem Toilettengang.

Du wirst auch merken, dass du dich nach einiger Zeit irgendwie voll fühlen wirst und du dich entleeren musst.

Nach einigen Tagen oder Perioden merkst du von ganz allein, wann es wieder so weit wäre, aufs Klo zu gehen – fast schon so normal wie wenn du pinkeln müsstest.

Freie Menstruation in der Nacht

Je nachdem, wie stark du deine Periode hast, kannst du zur Sicherheit natürlich eine Slipeinlage tragen.

Die Bindenträger unter uns werden es aber wahrscheinlich genau so kennen – in der Nacht ist aufgrund der horizontalen Lage der Blutfluss nicht sehr stark.

Es reicht für die meisten Frauen aus, wenn sie vor- und nach dem Schlafengehen auf die Toilette gehen.

Freie Menstruation bei Unternehmungen oder im Job

Jetzt hast du in Ruhe das erste Mal die freie Menstruation ausprobiert – doch wie sieht es jetzt bei alltäglichen Dingen wie Sport oder in der Arbeit aus? Eigentlich gibt es da keinen Unterschied.

Ich würde allerdings empfehlen, während der stärkeren Tage zur Sicherheit eine Slipeinlage zu tragen. Ich glaube, dass niemand sich während einer Präsentation oder ähnlichen Gedanken über Blutflecken machen will.

Vor allem beim Sport oder wenn keine richtige Toilette in der Nähe ist, zum Beispiel bei Tagesausflügen oder wandern, würde ich eher zu Tampons greifen. Das ist viel sicherer und da passiert es durchaus, vor allem beim Sport, dass du durch die Entspannung und Anspannung auch Blut verlieren willst.

Andere Aktivitäten wie Schwimmen oder Sauna verlangen ebenfalls nach Tampons – das versteht sich von selbst. Wobei viele Frauen darauf während ihrer Periode sowieso verzichten.

Meine Erfahrungen mit freier Menstruation

Ich habe die freie Menstruation als Selbsttest ausprobiert. Dazu muss ich sagen, dass ich zu den Menschen mit einer sehr geringen Menstruationsblutung gehöre, und das trotz nicht-hormoneller Verhütung. Beste Voraussetzungen also!

Aber gleichzeitig war ich extrem skeptisch und übervorsichtig. Ich habe diesen Test in meinen Urlaub gelegt und einige Male geschummelt – dazu aber gleich mehr.

Etwas ängstlich wartete ich also den Beginn meiner Periode ab. Normalerweise bin ich sehr pünktlich unterwegs, aber auf die Stunde genau kann ich es natürlich nicht sagen.

Sicherheitshalber schlüpfte ich in eine weite alte schwarze Jogginghose, die sich schnell runterziehen lässt. Und einen Liebestöter Schlüpfer. Wenn es dann doch passiert, ist es um diese Hosen nicht schade.

Auf die Stühle und das Sofa lege ich ein dunkelblaues Handtuch. Denn auch hier möchte ich keine Flecken hinterlassen.

Ich fühle mich sehr unsicher, lade meine beste Freundin aus, denn für einen gemütlichen Tee habe ich einfach keinen Kopf.

Da ich natürlich vor lauter Vorbereitungen nicht wirklich bemerke, wann es losgeht, gibt es auch schon das erste Malheur. Mist.

Ich laufe zur Toilette aber es ist bereits zu spät. Alles voll. Ich erspare dir die Details. Beide Hosen wandern zur Wäsche.

Und ich habe keine Lust mehr auf dieses unsichere Gefühl. Deswegen schnappe ich mir eine Periodpanty. Eine Woche vor meinem Selbsttest habe ich davon gelesen und war der Meinung, das könnte eine gute Investition sein. Und tatsächlich bin ich jetzt mega froh, dass ich eine Mylily Periodenunterwäsche* gekauft habe.

Das ist ein Slip, der Regelblut aufnimmt – quasi eine waschbare Panty mit integrierter Binde. Das ist aber nur eine Sicherheitsvorkehrung. Ich möchte das Projekt „freie Periode im Selbttest“ fortführen.

Ich laufe also den ganzen Tag über ca. jede Stunde aufs Klo und kann nicht wirklich an was anderes denken. Super, aber es bleibt wenigstens alles sauber. Über die Nacht hin traue ich mich das Experiment nicht zu machen. Auch hier kommt meine Mylily Periodenunterwäsche* zum Einsatz.

Einen zweiten Tag habe ich noch durchgehalten, mit ähnlichen Klo-Intervallen. Dann, am dritten und stärksten Tag, werfe ich mein Vorhaben über Bord.

Ich steige wieder auf meine gewohnte Monatshygiene um – Bio Tampons von Happy Mona. Es ist mir einfach zu stressig, dauernd daran zu denken aufs Klo zu gehen und Angst zu haben, irgendwo äußerst unangenehme Flecken zu hinterlassen.

Außer Haus konnte ich auch nicht gehen, nicht mal um einzukaufen oder eine Runde zu spazieren. Das verstehe ich nicht unter „freie Menstruation“. Ich fühle mich alles andere als frei, sondern eingesperrt.

freie menstruation
Ich bleibe bei Tampons :-)

Mein Fazit

Ich denke mir, dass freie Menstruation für Menschen mit schwacher Periode und Durchhaltevermögen durchaus reizvoll ist und Sinn macht. Ganz auf Müll zu verzichten und der Natur ihren Lauf lassen – was gibt es Besseres.

Für mich allerdings war es einfach zu unbequem – ich musste dauernd daran denken und konnte mich nicht entspannen. Irgendwo hinzufahren kam für mich gar nicht infrage, ich wollte nur in Sicherheit zu Hause bleiben. Ich bin ein wenig enttäuscht, möchte aber so bald wie möglich Menstruationstassen ausprobieren, die ich persönlich noch gar nie verwendet habe.

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